Brentanoabend begeistert im Emmerick-Jubiläumsjahr
Unter dem Titel „Die Flut der Bilder“ fand in der Heilig-Kreuz-Kirche eine weitere Veranstaltung im Emmerick-Jubiläumsjahr statt. Zu dem literarisch-musikalischen Abend konnte der Emmerick-Bund Martin Neubauer, den Leiter des Brentano-Theaters in Bamberg, begrüßen. Als ausgesprochener Kenner des romantischen Dichters Clemens Brentano übernahm er den literarischen Part. Für den musikalischen Schwerpunkt konnte Bernd Weimann gewonnen werden, der nicht nur hier in Dülmen eine feste musikalische Größe ist. Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand Clemens Brentano, der überaus reiche Kaufmannssohn, der Lebemann und gleichzeitig einer der geistreichsten und genialsten Dichter seiner Zeit. Nach verschiedenen Schicksalsschlägen verschlug es ihn für fünfeinhalb Jahre nach Dülmen, wo er nach eigenem Bekunden am armseligen Krankenbett von Anna Katharina Emmerick die innere Ruhe fand, nach der er sich immer gesehnt hatte. Martin Neubauer schlüpfte in die Rolle Brentanos und ließ in szenischen Monologen den Dichter von seinen Erlebnissen mit Anna Katharina erzählen. Mit seinem schauspielerischen Talent vermittelte er eindrucksvoll, wie er die Bilderwelt von Anna Katharina Emmerick, ihre biblischen Visionen kennenlernte und sofort wusste, dass er dazu berufen war, diese wahre Flut der Bilder aufzuschreiben und literarisch zum einem Gesamtwerk zusammenzufügen. Mit Zitaten und Gedichten aus den Schriften Brentanos zeigte Martin Neubauer das Spannungsfeld auf, in dem sich der Dichter bei der Umsetzung seines schriftstellerischen Lebenstraumes befand. In Neubauers Monolog wurden gekonnt ausgewählte Musikstücke eingeflochten, die Bernd Weimann an der Orgel und am Flügel zu Gehör brachte. So griff er mit feinem Gespür die von Neubauer vorgetragenen Texte stimmungsvoll auf und präsentierte anrührende Werke von Valentin Silvestrov, Arvo Pärt, Jehan Alain, Frederic Mompou und Leos Janácek. Martin Neubauer und Bernd Weimann ist es in beeindruckender Weise gelungen, Literatur und Musik symbiotisch zusammenzuführen. Die in den Bann gezogene Zuhörerschaft dankte den beiden Künstlern mit lang anhaltendem Applaus.
Angela Pund